teure Stromspitzen – was tun?
dynamische Stromtarife sind cool, wenn man in den Hochpreiszonen keinen Strom braucht und einen grossen Teil des Stromverbrauchs in die Zeiten verschieben kann, in denen der Strom günstig ist. Was tun, wenn es Winter ist, die Wärmepumpe läuft, die Tage kurz sind und es drau?en zu nass zum Freilufttrocknen ist. Wenn jetzt die kWh 130ct kostet, ohje.
Seit 2020 nutze ich einen dynamischen Stromtarif. Dabei wird stündlich ein extra Preis für jede verbrauchte Kilowattstunde aufgerufen. Die Festlegung der Preise kommt der Strombörse und liegt etwa gegen 14 Uhr am Vortag für alle 24 Stunden des nächsten Tages fest. Man kann sich also einrichten.
Maker
Da ich das jetzt schon lange mache und nochmal umgezogen bin, konnte ich mich auch hardware-technisch darauf einrichten. Wir haben einen grossen Batteriespeicher, genauer zwei, und ich habe mir inzwischen ein paar Python-Skripte für meine Winterstrategie erstellt. Jeden Winter lernen wir dazu, der Sommer ist mit PV-Anlage problemlos, da findet fast kein Stromkauf statt.
Im Winter braucht die Wärmepumpe mehr Strom, das Elektroauto auch und das Haus auch, denn die Tage sind kürzer und kälter. Aktuell, Anfang Dezember 2024 sind die Strompreise im dynamischen Tarif erschreckend hoch. Vorgestern meldet mein Telegram-Bot für den nächsten Tag einen Min-Preis von 24ct/kWh, einen Max-Preis von 64ct/kWh und einen Preishub von 40ct. Er sucht die günstigsten 4 Stunden raus und diese sind ohne Überraschung zwischen 1 Uhr und 4 Uhr nachts.
Winterstrategie
Aus der Erfahrung weiss ich, dass die günstigsten Stunden im Winter zu 99% in diesem Zeitraum lagen. Allerdings hat sich das Preisniveau seit dem Ukraine Krieg nach oben verschoben. Im Winter 2020 waren oft negative Strompreise dabei. Das war wirklich lukrativ. Heute geht es nur noch ums Spitzen abschneiden.
Das funktioniert so, ich kaufe im Preistal den Tagesbedarf an Strom und lagere diesen in den Batteriespeichern ein. Danach lebt das Haus aus diesem Speicher. Sind die zu früh leer, habe ich meist die Zeit der Höchstpreise schon überbrückt.
Gestern hat mein Telegram-Bot gemeldet: Min Preis 24ct/kWh und Max-Preis 1.22ct/kWh. Das ist fast 1 Euro Unterschied. Strom für 1.22 Euro will ich sicher nicht in meine Wärmepumpe stecken, nicht in die Waschmaschine und damit Autofahren will ich auch nicht. Bis auf die Wärmepumpe ist das alles einfach, aber die Wärmepumpe muss notwendigerweise bei Frost schon liefern.
Also konfigurieren wir den Stromeinkauf und die grossen Verbraucher entsprechend.
In Tabellen trage ich ein dass ich um 1 Uhr bis 6 Uhr die Batterien beladen möchte. Dieser Zeitraum ist längert als ich brauche um die Batterien voll zu bekommen. Ich strecke den Zeitraum dennoch bis 6 Uhr, denn damit verbunden ist auch eine Batteriesperre. Das heisst, die Batterie kann nur beladen werden, aber nicht entladen werden. Der gesamte benötigte Strom kommt aus dem Stromnetz.
Deshalb erhöhe ich in diesem Zeitraum die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe um 3°C und zwinge sie dazu um 4:30 Uhr Warmwasser aufzubereiten.
Um 6 Uhr senke ich die Vorlauftemperatur im 2K unter den von der Heizkurve berechneten Wert und versetze die Wärmepumpe in den „Nur-Heizen-Modus“ damit sie mir kein Warmwasser für teures Geld tagsüber macht.
Damit habe ich es geschafft 20kWh in die Batterien zu laden, 7.2kWh vorab für Wärme im Haus und Warmwasserbereitung zu nutzen und starte um 6 Uhr mit vollen Batteriespeichern und warmem Fussboden in den Tag. Ab 7 Uhr beginnt der Strom teuer zu werden. Der Plan ist, trotz -2C Aussentemperatur reicht mir der eingelagerte Strom bis zur Tagesschau.
Update
Es hat geklappt, um 20:30 Uhr waren noch 5.6kWh im Batteriespeicher. Es war eine gute Übung mit dem stundenweise hohen Strompreis. Ich würde also auch bei einer Strommangellage auskommen. Ich hatte es warm und habe noch nicht mal gross Strom gespart, lediglich organisiert.
Plan B
Hätten wir keinen Plan B für irgendwelche Fälle, wären wir blauäugig. Unser Plan B ist die Wärmepumpe für den Fussboden nur wenig zu nutzen und die notwendige Wohlfühlwärme über den schwarzwald-typischen Kachelofen zu holen. Der neue 8kW Heizeinsatz verbrennt sauber und effektiv. Das Holz kommt vom Dorfrand und wir bestücken den Kachelofen um 10 Uhr. Vielleicht gibt es eine zweite Ladung um 15 Uhr, dann ist es sicher 23° warm im offenen EG.
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